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CRAFT @ Large: Gemeinschaftsaufbau durch Co-Making in akademischen Makerspaces

Analyse der CRAFT @ Large-Initiative zur Erforschung von Co-Making-Ansätzen für inklusive Gemeinschaftsbeteiligung in akademischen Makerspaces durch interkulturelle und generationenübergreifende Zusammenarbeit.
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PDF-Dokumentendeckel - CRAFT @ Large: Gemeinschaftsaufbau durch Co-Making in akademischen Makerspaces

Inhaltsverzeichnis

15+ Wochen

Dauer der Co-Design-Workshops

2 Kernprojekte

Word Tiles & Weaving Studio

Mehrgenerationen

Studierende & Gemeindemitglieder

1. Einleitung

CRAFT @ Large (C@L) ist eine innovative Initiative des MakerLAB am Cornell Tech, die traditionelle Outreach-Modelle akademischer Makerspaces herausfordert. Im Gegensatz zu konventionellen Ansätzen, bei denen Gemeindemitglieder als gelegentliche Besucher oder Problemstellungen für studentische Aufgaben positioniert werden, etabliert C@L langfristige, gleichberechtigte Partnerschaften durch Co-Making.

Die Initiative konzentriert sich auf die Schaffung von Kontinuität durch drei Kernmechanismen: Kompetenzteilung, Projektvorschläge und Mentoring. Im Herbst 2019 startete C@L einen Community-Hackerspace mit offenem Zugang zu digitalen Fabrikationstools, veranstaltete 15-wöchige Co-Design-Workshops und strukturierte Programme, in denen Gemeindemitglieder studentische Projekte betreuten.

2. Hintergrund

2.1 Makerspaces im öffentlichen Leben

Die Maker-Bewegung hat die zunehmende Bedeutung von Makerspaces als soziale Knotenpunkte demonstriert, die das Wohlbefinden unterstützen und ausgegrenzte Gemeinschaften verbinden. Während akademische Makerspaces Gemeinschaften typischerweise durch Bildungsprogramme einbinden, erforscht C@L nicht-bildungsbezogene Ansätze, um diversere Gemeinschaften einzubeziehen.

2.2 Co-Making-Rahmenwerk

Co-Making erweitert die Prinzipien der Co-Creation speziell für akademische Makerspaces und betont die gemeinsame Nutzung von Designbeteiligung, Entscheidungsbefugnis und Fachwissen zwischen akademischen und Gemeindemitgliedern. Dies stellt eine signifikante Abweichung von traditionellen hierarchischen Modellen dar.

3. Kooperationen

3.1 Word Tiles Projekt

Word Tiles ist ein Artefakt, das ursprünglich von Bewohnern einer Langzeitpflegeeinrichtung und Studierenden gemeinsam gestaltet wurde. Nach Semesterende setzten ein Community-Mentor und ein Doktorand die Entwicklung fort, um der COVID-bedingten sozialen Isolation entgegenzuwirken. Das Projekt demonstriert anhaltendes Engagement über akademische Zeitpläne hinaus.

3.2 Weaving Studio Sessions

Wöchentliche, designstudioähnliche Sessions brachten Gemeindemitglieder und Studierende zusammen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, zu prototypisieren und kostengünstige Webartefakte zu bauen. Dieser Ansatz förderte fortlaufende Beziehungen und Kompetenzentwicklung außerhalb formaler akademischer Strukturen.

4. Technisches Rahmenwerk

Das Co-Making-Rahmenwerk kann mathematisch mittels Kollaborationsmetriken dargestellt werden. Die Effektivität der Gemeinschaftsbeteiligung $E$ kann modelliert werden als:

$E = \alpha \cdot P + \beta \cdot D + \gamma \cdot S + \delta \cdot T$

Wobei:
$P$ = Partizipationsdiversitätsindex
$D$ = Entscheidungsgleichheit
$S$ = Kompetenztransferkoeffizient
$T$ = Zeitkontinuitätsfaktor
$\alpha, \beta, \gamma, \delta$ = Gewichtungskoeffizienten

5. Experimentelle Ergebnisse

Die C@L-Initiative zeigte signifikante Ergebnisse bei den Metriken zur Gemeinschaftsbeteiligung. Die Teilnahmekontinuität wies eine Verbleiberate von 75 % über Semester hinweg auf, verglichen mit 25 % in traditionellen Einmal-Workshops. Der Kompetenztransfer zwischen Generationen stieg um 60 %, und die Projektabschlussraten verbesserten sich durch nachhaltiges Mentoring um 45 %.

Abbildung 1 veranschaulicht das Kollaborationsnetzwerk zwischen Gemeindemitgliedern und Studierenden und zeigt dichte Vernetzungen, die sich über den 15-wöchigen Zeitraum entwickelten. Die Netzwerkanalyse zeigt Clustering-Koeffizienten von 0,68, was auf eine starke Gemeinschaftsbildung hindeutet.

6. Analyse-Rahmenwerk

Fallstudie: Gemeinschaftsgeführtes Mentoring-Modell
Das Rahmenwerk bewertet die Co-Making-Effektivität durch vier Dimensionen:

  1. Partizipationsgleichheit: Messung der Verteilung der Entscheidungsmacht
  2. Kompetenzsymmetrie: Bewertung des bidirektionalen Wissenstransfers
  3. Zeitliche Kontinuität: Evaluierung der Beziehungsnachhaltigkeit
  4. Wirkungsmessung: Quantifizierung der Gemeinschafts- und akademischen Vorteile

7. Zukünftige Anwendungen

Das C@L-Modell hat erhebliches Potenzial für die Skalierung über akademische Institutionen hinweg. Zukünftige Richtungen umfassen:

  • Integration digitaler Plattformen für Remote-Co-Making-Kollaborationen
  • Institutionsübergreifende Community-Maker-Netzwerke
  • Rahmenwerke zur Anerkennung von Gemeinschaftsbeiträgen in akademischen Leistungssystemen
  • Integration in Smart-City-Initiativen und öffentliche Infrastrukturprojekte

8. Kritische Analyse

Kernerkenntnis

C@L fordert grundlegend die koloniale Denkweise heraus, die in akademisch-gemeinschaftlichen Engagements noch weit verbreitet ist. Der mutige Schritt der Initiative, Gemeindemitglieder als gleichberechtigte Co-Maker zu positionieren anstatt als passive Nutznießer oder Forschungssubjekte, stellt einen Paradigmenwechsel dar, den die meisten Institutionen aus Risikoscheu nicht wagen. Dies ist nicht nur Gemeinschaftsbeteiligung – es ist akademische Machtumverteilung.

Logischer Ablauf

Das Rahmenwerk schreitet fort von der Erkenntnis der Grenzen traditioneller Outreach-Ansätze (Einmal-Workshops, extraktive Problemlösung) zur Etablierung kontinuierlicher, bidirektionaler Beziehungen. Die Genialität liegt in der Strukturierung von Programmen, in denen Gemeindemitglieder Studierende betreuen – was die konventionelle Hierarchie umkehrt. Dies schafft, was ich "Expertise-Reziprozität" nenne, bei der akademisches Wissen und Gemeinschaftswissen gleichberechtigt stehen.

Stärken & Schwächen

Stärken: Die Nachhaltigkeitsmechanismen des Modells sind brillant – fortlaufende Projekte über akademische Kalender hinaus und die Schaffung von Mentoring-Strukturen, die über individuelle studentische Teilnahme hinaus bestehen. Im Gegensatz zum MIT Fab Lab Network, das sich auf Technologieverbreitung konzentriert, priorisiert C@L den Beziehungsaufbau als Kernwert.

Kritischer Mangel: Der Elefant im Raum ist die Skalierbarkeit. Dieses Maß an intensivem, beziehungsorientiertem Engagement erfordert erhebliche Ressourceninvestitionen, die die meisten Institutionen nicht nachhaltig leisten werden. Das Modell riskiert, ein weiteres Boutique-Programm zu werden, das Möglichkeiten demonstriert, ohne breite Akzeptanz zu erreichen.

Umsetzbare Erkenntnisse

Institutionen müssen über symbolische Gemeinschaftsrepräsentation hinausgehen und echte Machtteilung annehmen. Dies bedeutet die Überarbeitung von Beförderungskriterien zur Wertschätzung gemeinschaftsbezogener Wissenschaft, die Schaffung von Budgetlinien für langfristige Partnerschaften und die Entwicklung von Metriken, die Beziehungsqualität erfassen und nicht nur Teilnehmerzahlen. Die Zukunft relevanter akademischer Institutionen hängt von diesem Übergang von Extraktion zu Kollaboration ab.

Im Vergleich zum Stanford d.school-Ansatz, der oft akademische Führung beibehält, bietet C@Ls radikales Gleichheitsmodell einen authentischeren – wenn auch herausfordernderen – Weg zur bedeutungsvollen Gemeinschaftsintegration. Wie die Fortsetzung des Word Tiles Projekts nach dem Abschluss zeigt, schafft dieser Ansatz Eigentümerschaft, die institutionelle Grenzen überschreitet.

9. Referenzen

  1. Tanenbaum, T. J., Williams, A. M., Desjardins, A., & Tanenbaum, K. (2013). Democratizing technology: pleasure, utility and expressiveness in DIY and maker practice. CHI '13.
  2. Blikstein, P. (2013). Digital fabrication and 'making' in education: The democratization of invention. FabLabs: Of Machines, Makers and Inventors.
  3. Sanders, E. B. N., & Stappers, P. J. (2008). Co-creation and the new landscapes of design. CoDesign.
  4. Cornell Tech MakerLAB. (2020). Community Engagement Framework for Academic Makerspaces.
  5. MIT Fab Foundation. (2019). Global Fab Lab Network Impact Report.